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Krishnamurti (K) besuchte Vanda Scaravelli in Genf und reiste dann mit ihr weiter nach Gstaad, wo sie für den Sommer 1961 das Chalet Tannegg, gemietet hatte, das sie danach jeden Sommer für ihn anmieten sollte. Für ihn war ein kleines Treffen im Landhaus im benachbarten Saanen vereinbart worden. Bei diesem ersten Saanener Treffen zwischen dem 25. Juli und dem 13. August 1961 fanden neun Sitzungen statt. Das Landhaus mit etwa 350 Plätzen war bei jedem Treffen voll besetzt und 19 verschiedene Nationalitäten waren vertreten. Am 27. Juli kamen Aldous Huxley und seine zweite Frau nach Gstaad und übernachteten 10 Tage im Palace Hotel. Sie gingen mehrmals nach Saanen, um K sprechen zu hören, und Huxley beschrieb sie als „… zu den beeindruckendsten Gesprächen gehörend, an denen ich je teilgenommen habe“.

Am 11. August war im Chalet Tannegg ein offizielles Komitee gebildet worden, um Krishnamurti 1962 und in den Folgejahren in Saanen einzu- laden und alle Vorkehrungen für diese Zusammenünfte zu treffen, die in Zukunft viel größer sein würden. Madame Safra, die im Chalet Isabelle in Gstaad lebte, wo Krishnamurti sie 1957 besucht hatte, lieferte die notwendige Schweizer Adresse für die Legalisierung des Komitees nach dem Schweizer Recht. Die jährlich steigenden Besucherzahlen fanden Unterkunft in Saanen und in den umliegenden Dörfern. Diejenigen, die zelten wollten, taten dies auf dem offiziellen Saaner Campingplatz.

Im Juli 1962 fand das zweite Treffen in Saanen statt – in diesem Jahr in einem Zelt mit einer vorgefertigten Kuppel, die von dem amerikanischen Architekten und Designer Buckminster Fuller entwickelt worden war. Das Zelt wurde auf dem Militärflugplatz errichtet und bot 900 Personen Platz für die 10 Treffen vom 22. Juli bis 12. August. Nach den Gesprächen im Hotel Bellevue gab es auch einige kleinere Diskussionsrunden.

Im Juli 1963 hielt Krishnamurti wieder 10 Vorträge im gleichen Kuppelzelt, jetzt aber am Ufer der Saane errichtet. Hier sollten alle folgenden „Saanen Gatherings“ stattfinden, obwohl das Land anfangs noch nicht gekauft war. Der einzige Nachteil dieses Standortes (heute der Saaner Fußballplatz) war, dass er sich in der Nähe die Bahnlinie befand und Krishnamurti während einer einstündigen Unterhaltung dreimal innehalten musste, während der laute kleine Nahverkehrszug vorbeifuhr. Den Gesprächen, die am 28. Juli 1963 endeten, folgte erneut eine Gesprächsreihe von einer Woche mit einer kleinen Gruppe im Hotel Bellevue. Die Yehudi Menuhins mit Kindern kamen während ihres Aufenthalts in Gstaad einmal zum Mittagessen nach Tannegg, ebenso wie das Ehepaar Charles Lindbergh.

Das Land, auf dem das Zelt für die Saanen Gatherings errichtet wurde – 1¾ Hektar mit angrenzendem Fluss und Wald auf beiden Seiten – konnte nach dem Sommer 1964 nicht mehr gemietet werden, weil der Eigentümer verkaufen wollte. Infolgedessen entschied sich das Saaner Komitee, es für damals umgerechnet $50.000 zu kaufen.

1968 wurde das Kuppelzelt, das seit 1962 für die Treffen genutzt worden war, durch einen neuen Pavillon aus starren Kunststoffwellplatten (mit Terrassenbestuhlung und Fenstern aus Nylon-Netzen für bessere Belüftung) ersetzt. Mitarbeiter und Schüler der Brockwood Park Schule begannen seit 1976 mit der Aufzeichnung der Saanen-Gespräche. Und 1984 hielt das größere Zelt kaum noch die Menschenmassen, die nach Saanen kamen.

1984 wurde das Chalet Tannegg verkauft (und später abgerissen), so dass ein anderes Haus, das Chalet Horner in Schönried, angemietet wurde. Krishnamurti, der Tannegg nach so vielen Jahren vermisste, machte weiter seinen üblichen Turbacher Nachmittagsspaziergang durch einen Wald zum Fluss. Jedes Mal, wenn sie zum Wald kamen, fragte Krishnamurti laut: „Dürfen wir eintreten?“

Während der Gespräche im Sommer 1985 wohnte Krishnamurti im Chalet l‘O Perrevoué in Rougemont. In diesem Sommer herrschte während der Zusammenkünfte eine euphorische Stimmung, vielleicht wegen des schönen Wetters. Die Menschenmassen waren größer als je zuvor. Am Ende des letzten Gesprächs wurde angekündigt, dass es nach 25 Jahren in Saanen keine Versammlungen mehr geben würde.

Zwei Tage später begann Krishnamurti das erste „Frage & Antwort-Treffen“ mit den folgenden Worten: „Mir wurde gesagt, dass es viele Menschen gibt, die traurig sind, dass die Gespräche in Saanen beendet werden. Wenn man traurig ist, ist es an der Zeit, dass wir gehen.“ Aber beim letzten Treffen sprach er mit einem intensiven Gefühl: „Wir hatten die schönsten Tage, schöne Morgen, schöne Abende, lange Schatten und tiefblaue Täler und klare, blaue Himmel und Schnee. Noch nie ist ein ganzer Sommer so gewesen. Die Berge, die Täler, die Bäume und der Fluss, sie alle sagen uns „Adieu“.

gekürzt aus den Bänden 2 und 3 der autorisierten Biographie von Krishnamurti von Mary Lutyens

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